Nachlese zur Fachtagung „100 Jahre Meisterrecht der Hauswirtschaft“ am 01.09.2025
"100 Jahre Meisterrecht der Hauswirtschaft" -
Dies war der Fokus der Fachtagung der Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft Niedersachsen (LAG HW Nds.) am 01.09.2025 im Großen Sitzungssaal des Nds. Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit hochkarätigem Publikum unter Moderation von Dr. Elisabeth Leicht-Eckardt.
Auch in der Hauswirtschaft herrscht Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Umso wichtiger ist es, auf die Qualifikationsmöglichkeiten und deren Entwicklung hinzuweisen.
Die aktuelle Bedeutung der Thematik wurde durch die Grußworte der Staatssekretärin Frauke Patzke vom Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz deutlich: „100 Jahre Meisterrecht in der Hauswirtschaft sind nicht nur ein Stück beeindruckender Geschichte, sondern auch ein Auftrag für die Zukunft: Damals wie heute steht die Hauswirtschaft so für Professionalität, Emanzipation und gelebte Fürsorge. Meisterinnen und Meister der Hauswirtschaft gestalten als Führungskräfte in sozialen Einrichtungen, in hauswirtschaftlichen Dienstleistungsbetrieben oder als selbständige Unternehmerinnen bzw. Unternehmer in breiten Kompetenz- und Handlungsfeldern. Sie übernehmen Verantwortung, in dem sie selbst ausbilden und jungen Menschen so die Vielfalt und Zukunftsfähigkeit dieses spannenden Berufes näherbringen. Hauswirtschaft bleibt unverzichtbar – als Motor für Nachhaltigkeit, Teilhabe und Lebensqualität!“
Cornelia Frerichs ergänzt in ihrem Grußwort vom Nds. Kultusministerium: „Der Berufsbereich Hauswirtschaft hat sich professionalisiert und entwickelt sich stetig weiter, was Eingang findet in der Aus- und Weiterbildung der Hauswirtschaft im berufsbildenden Bereich. Um die dringend benötigten Fachkräfte für die Zukunftsaufgaben zu qualifizieren, setzt moderne Hauswirtschaftsaus- und -weiterbildung beispielsweise neben Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit u. a. auch auf Digitalisierung.“
In ihrem Festvortrag stellte Dipl.-Psych. Elvira Werner die Geschichte der Anerkennung hauswirtschaftlicher Meister-Ausbildung vor. Deutlich wurde dabei, wie schwierig es 1925 für Frauen noch war, im Bereich Handwerk und Gewerbe einen eigenständigen auf Meisterebene anerkannten Beruf erlernen zu können. Die Zurückdrängung der Frauen als Mütter an den heimischen Herd durch die Nazi-Herrschaft wirkte negativ auf die Professionalisierung der Hauswirtschaft auch nach dem 2. Weltkrieg, vielfach leider heute noch.
Wie aktuell und vielfältig die Arbeit professioneller hauswirtschaftlicher Fachkräfte ist, zeigten drei Praxisbeispiele von hauswirtschaftlichen Fach- und Führungskräften.
Eine Perspektive für die Zukunft zeigte das Beispiel des innovativen Ausbildungsverbunds für die Hauswirtschaft in Niedersachsen mit regionalen Ausbilderinnen und Auszubildenden des Jugendherbergswerks Landesverband Unterweser Ems.
Abgerundet wurde das Tagungsprogramm mit einer Diskussionsrunde: Ute Achilles vom Nds. Kultusministerium, Kerstin Fischer-Briem von der BBS 3 Oldenburg, Dagmar Heyens, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Niederachsen und Carola Persiel, Leiterin des Referats 107 im Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz berichteten über Möglichkeiten und Herausforderungen hauswirtschaftlicher Qualifizierung aus unterschiedlicher Perspektive.
In ihrem Fazit machte Anja Köchermann, Vorsitzende der LAG HW Nds., deutlich, dass Bildung für hauswirtschaftliche Zusammenhänge ab dem Kindesalter essenziell ist und dass die gesamte Breite der beruflichen Qualifikation in der Hauswirtschaft - von einer Assistenzkraft bis zur Meisterin - für Angebot und Management hauswirtschaftlicher Dienstleistungen in den unterschiedlichen Bereichen von Kita bis zur Senioreneinrichtung notwendig ist und die professionelle Hauswirtschaft in Niedersachsen von vielen verschiedenen Stellen besserer Unterstützung bedarf.