Aktuelles - LAG Hauswirtschaft Niedersachsen e.V.

Nachlese zur Projektabschlusstagung „Alltagsversorgung im ländlichen Raum“ am 27.11.2024 im Medienforum Bersenbrück

02.12.2024

Alltagsversorgung im ländlichen Raum – mit Sicherheit?

Das Medienforum in Bersenbrück war Gastgeber für über 60 TeilnehmerInnen zum Thema. Am 27.11.2024 wurde aus verschiedenen Perspektiven zu dem Ergebnis des Projekts der Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft Niedersachsen diskutiert. Betont wurde die Notwendigkeit das Thema als gesellschaftliches Pflichtthema aufzunehmen. Das politische Handeln auf kommunaler, Landes- und Bundes-Ebene muss verstärkt werden. Das ehrenamtliche Potenzial füreinander da zu sein, ist gegeben. Es bedarf koordinierter Hilfs- und Unterstützungsleistungen. Die Schnittstelle der Hauswirtschaft zur Pflege im Bereich der vorpflegerischen Versorgungsdienstleistunden gehört konkret definiert und abrechnungsfähig ausgestaltet.

Die Moderatorin der Tagung, Carola Persiel, Leiterin des Referats Ernährung, Hauswirtschaft, Landfrauen im Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, begrüßte zu Beginn besonders Guido Pott, MdL, sowie alle Teilnehmenden. Es folgten Grußworte von Dr. Cord Stoyke, Abteilungsleiter im Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie von Thomas Kohne, Schulleiter der BBS Bersenbrück, und Anja Köchermann, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft Niedersachsen (LAG HW Nds.).

Prof. em. Dr. Elisabeth Leicht-Eckardt präsentierte die Ergebnisse des Projekts „Alltagsversorgung im ländlichen Raum“, das vom Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz finanziell gefördert wird. Sie gab einen Überblick über Rahmenbedingungen und ausgewählte Ergebnisse von ExpertInngesprächen, Workshops sowie einer Online-Befragung und stellte zusammenfassend fest, dass zu wenige Beratungsangebote für die Bewältigung des Alltags vorhanden sind, die Vernetzung vor Ort gering ist und diese nur wenig genutzt werden. Um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden und um aus der häufigen häuslichen Isolation herauszukommen, müsste aber auch ein Umdenken in der Bevölkerung stattfinden. Dafür seien ein Bewusstsein für die Problematik und ein zentrales Management auf kommunaler Ebene für die Alltagsversorgung von Menschen im ländlichen Raum essenziell. Landespolitische strukturelle Unterstützung sollte zeitlich limitierte Projekte ablösen.

Dipl.-Ing. Andrea Beerli vom NIEDERSACHSENBÜRO Neues Wohnen im Alter präsentierte Lösungen für gemeinschaftliches Wohnen durch realisierte Beispiele und die dafür notwendigen Schritte. Sie hob besonders die positiven Auswirkungen solcher Projekte für das Miteinander in Kommunen hervor. Gabriele Linster gab Einblicke in die Praxis kommunaler ehrenamtlicher Aktivitäten zur Alltagsversorgung von Menschen mit Hilfe-, Unterstützungs- und Pflegebedarf. Sie machte deutlich, dass eine finanzielle Entschädigung hierfür notwendig ist und wie eine Kommune davon profitiert, wenn sie eine zentrale Stelle für solche Beschäftigte schafft. Dies dient zugleich der Kontinuität von Dienstleistungsangeboten und damit einer vertrauensvollen Bedarfsdeckung für Menschen vor Ort, der Wertschätzung und dem Erfahrungsaustausch der Mitarbeitenden und der Transparenz des Angebots in einer Kommune.

In der Mittagspause hatten die Gäste die Möglichkeit sich einen Überblick über die zahlreichen ausgelegten Informationsmaterialien verschiedener Organisationen und von Projekten zur Alltagsversorgung im ländlichen Raum zu verschaffen und sich auszutauschen.

Prof. Dr. Andreas Büscher informierte über das Zusammenspiel von ambulanten Leistungen in Pflege und Hauswirtschaft und die Ergebnisse einer umfangreichen Studie über die Situation von häuslich Pflegenden. Auch er machte den dringenden Bedarf an politischen Entscheidungen zur notwendigen Unterstützung für die häusliche Pflege deutlich.

Am Ende stand fest: Alle Anwesenden sollen als MultiplikatorInnen auf die drängende Problematik der Alltagsversorgung im ländlichen Raum in ihrem persönlichen und beruflichen Umfeld hinweisen, VertreterInnen aus Politik und Gesellschaft auf die Notwendigkeit der Organisation von ambulanten Dienstleistungen vor Ort ansprechen und die Alltagsversorgung im ländlichen Raum soweit als möglich unterstützen.

Die LAG HW Nds. wird als nächsten Schritt an abrechnungsfähigen Definitionen der vorpflegerischen Versorgungsdienstleistung arbeiten. Der Kontakt zur Landes- und Kommunalpolitik werde ausgebaut, um konkrete konzeptionelle Maßnahmen zur Sicherung der Alltagsversorgung im ländlichen Raum weiterzuentwickeln und dauerhaft zu finanzieren.

Vortrag Leicht-Eckardt

Vortrag Andrea Beerli

Vortrag Gabriele Linster

Vortrag Andreas Büscher