Projekt

„Integration von Geflüchteten im ländlichen Raum”

Vermittlung und Anwendung hauswirtschaftlicher Kompetenzen durch parallel laufendes MultiplikatorInnentraining.

Ein Projekt der Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft Niedersachen e.V.
Gefördert durch das niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

LAG Hauswirtschaft Niedersachsen e.V.

Die im März 2015 gegründete Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft Niedersachsen (LAG HW Nds.) greift als hauswirtschaftliche Stimme des Landes Niedersachsen aktuelle Themen auf und bearbeitet sie.

Für 2017 und 2018 wurden finanzielle Projektmittel beim niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz beantragt. Gefördert wird durch das Ministerium bis Ende 2018 in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Hochschule Osnabrück.

Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Hochschule Osnabrück

Hintergrund

Seit 2014 kommen verstärkt Geflüchtete aus unterschiedlichen Kulturkreisen nach Niedersachsen. Sie können oftmals durch die in ihrer Kultur herrschenden Regeln und Familiensituationen nicht ohne weiteres einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Eine systematische Qualifizierung von geflüchteten Erwachsenen hinsichtlich ihrer Sprachkenntnisse für Alltagstätigkeiten und praktischer hauswirtschaftlicher Fertigkeiten mit der Möglichkeit auf spätere Beschäftigung im ländlichen Raum, kann individuelle Chancen für diese Personen, vor allem für Frauen, bieten.

Hauswirtschaftliche Fachkräfte haben seit jeher Nachhaltigkeit als Handlungsprinzip. Sie sind auf die hierzulande meist unbekannte Ausgangssituation von Geflüchteten aber nicht professionell vorbereitet.

Ziel

Akademisch qualifizierte Expertinnen und hauswirtschaftliche Fachkräfte werden als künftige Multiplikatorinnen für interkulturelle Kompetenz geschult.

Zu ausgewählten Alltagsthemen werden daraufhin Geflüchtete von diesen Multiplikatorinnen geschult mit dem Ziel, Geflüchtete für eine Tätigkeit im Bereich Hauswirtschaft im ländlichen Raum Niedersachsens zu gewinnen.
Beispielhaft erfolgt dies in den Regionen Hannover, Oldenburg und Osnabrück.

Inhalt

Die Geflüchteten werden im Rahmen des Projekts in kleinen Gruppen durch die hauswirtschaftlichen Fachkräfte in den Regionen Hannover, Oldenburg und Osnabrück für ausgewählte hauswirtschaftliche Alltagsthemen qualifiziert.

Sie erhalten Einblick in hauswirtschaftliche und hauswirtschaftsnahe Berufsfelder mit Informationen über eine späteren Ausbildung oder Tätigkeit im ländlichen Raum in Niedersachsen.

Aktueller Stand

Die Schulungen der hauswirtschaftlichen Fachkräfte durch die Expertinnen und der Geflüchteten durch die hauswirtschaftlichen Fachkräfte sind in den ausgewählten Modellregionen Hannover, Oldenburg und Osnabrück abgeschlossen. Die Geflüchteten haben abschließend ihre Kompetenz in sogenannten "Standkolloquien" dargelegt.

Derzeit erfolgt die wissenschaftliche Evaluation der Fragebögen, die von allen Projektbeteiligten ausgefüllt wurden. Möglichkeiten, ob spezielle hauswirtschaftliche Qualifikationskurse für die Geflüchteten in den Modellregionen stattfinden können, werden derzeit ausgelotet.
Die vorläufigen Projektergebnisse wurden in einer Tagung am 13.06.2018 in Hannover vorgestellt.

Weitere Informationen sind erhältlich bei der Projektleitung, Prof. Dr. Elisabeth Leicht-Eckardt, unter e.leicht-eckardt@hs-osnabrueck.de

Abschlusstagung 13.06.2018

Abschlusstagung 13.06.2018
Chancen für Geflüchtete im ländlichen Raum
Tagung der LAG HW Nds. in Hannover am 13.06.2018

Auf lokaler Ebene gibt es zahlreiche Projekte hauswirtschaftlicher Fachkräfte mit Geflüchteten, um diesen im häuslichen Alltag in Deutschland zu helfen und aktiv zu einer gelungenen Integration beizutragen.
Die LAG HW Nds. hat – mit finanzieller Unterstützung des niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Hauswirtschaft und Verbraucherschutz – im Jahr 2017 ein erstes Projekt mit dem Thema „„Interkultureller Dialog über Alltagsernährung im hauswirtschaftlichen Kontext“ in Kooperation mit dem WABE-Zentrum der Hochschule Osnabrück durchgeführt. Seit Beginn 2017 läuft bis Ende 2018 das ebenfalls vom nds. Ministerium geförderte Projekt „Integration Geflüchteter im ländlichen Raum“. Ziel ist es einerseits die interkulturelle Kompetenz hauswirtschaftlicher Fachkräfte zu fördern und Geflüchtete für das Berufsfeld Ernährung und Hauswirtschaft zu interessieren. In den drei Modellregionen Hannover, Oldenburg und Osnabrück wurde in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen e.V. und der Hochschule Osnabrück unter Leitung der LAG HW Nds. ein kaskadenförmiges Szenario realisiert.

Bei der Tagung am 13.06.2018 im Stephansstift Hannover wurden erste Projektergebnisse vorgestellt. Zielgruppe waren ProjektteilnehmerInnen, hauswirtschaftliche Fachkräfte, Politik und alle, die mit der Integration von Geflüchteten zu tun haben. Das 120 köpfige Tagungspublikum setzte sich zu einem Drittel aus Geflüchteten zusammen, die trotz den letzten Tagen des Ramadan angereist waren, zu einem weiteren Drittel aus den anderen Projektteilnehmerinnen und ein Drittel war der öffentlichen Einladung gefolgt.

Nach den persönlich und sehr engagiert überbrachten Grußworten der niedersächsischen Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Barbara Otte-Kinast und der Vorsitzenden der LAG HW Nds., Ina Farwick, informierte Frau Prof. Dr. Elisabeth Leicht-Eckardt, Geschäftsführerin der LAG HW und Projektleitung, über die Rahmenbedingungen des Projekts. Sie stellte mit Ursula Hoppe von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zudem Beispiele der Unterrichtseinheiten vor.

Zunächst wurden akademisch qualifizierte Expertinnen (Beraterinnen der LKW Nds., Masterstudierende im Abschluss-Semester für das Lehramt an Beruflichen Schulen – Ökotrophologie) sowie hauswirtschaftliche Fachkräfte aus der Praxis mit Lehrerfahrung (im Projekt Multiplikatorinnen genannt) mehrtägig geschult hinsichtlich interkultureller Kompetenz und einschlägigen Erfahrungen aus dem hauswirtschaftlichen Kontext. Anschließend haben Expertinnen zu ausgewählten Themen aktuelle Methoden und geeignete Beispiele zur Methodik der Vermittlung recherchiert und für die Multiplikatorinnen in Schulungseinheiten vermittelt. Daraus entwickelten sich wissenschaftlich fundierte, aktuelle, praxisorientierte Unterrichtseinheiten für die Geflüchteten.

In 12 halbtägigen Schulungen wurden von je zwei Multiplikatorinnen für jeweils 12 Geflüchtete in den Modellregionen Themen wie Alltagsstrukturierung, Hygiene, Einkauf, Reinigung, Wäschepflege, Ressourceneinsatz, Ernährung und Lebensmittelkennzeichnung sowie Berufsorientierung vermittelt und je zwei Betriebsbesichtigungen vorgenommen. Am Schluss jeder Themeneinheit stand ein verbaler Wissenstest für die Geflüchteten, für die das Sprachniveau B 1 Voraussetzung zur Teilnahme war.

Die Geflüchteten haben das Fortbildungsangebot sehr gerne, diszipliniert und erfolgreich angenommen. Die Multiplikatorinnen haben ihrerseits im Umgang mit Geflüchteten methodische Sicherheit und viele neue Erkenntnisse über praktische hauswirtschaftliche Tätigkeiten in den Herkunftsländern bekommen. Beispielsweise ist der Wasserverbrauch bei der Nahrungszubereitung bei den Geflüchteten viel bewusster und ihre Techniken zur wasserfreien oder -armen, dennoch hygienischen, Vorbereitung von Lebensmitteln könnten auch in unserer deutschen hauswirtschaftlichen Ausbildung Einzug finden.

Nach den positiven Ansätzen durch dieses Projekt informierte Arne Hirschner, Referent für Berufsbildung und Fachkräftesicherung der Industrie- und Handelskammer Hannover, über die administrativen und organisatorischen Rahmenbedingungen für eine Beschäftigung von Geflüchteten. Er wies explizit auf die Möglichkeit von Praktika und Einstiegsqualifizierungen hin, machte aber auch deutlich, dass entsprechend dem unterschiedlichen Status der Geflüchteten verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten bestehen und es meist notwendig ist, professionelle Beratung der einschlägigen Institutionen im konkreten Fall in Anspruch zu nehmen.

In der Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen von Expertinnen, Multiplikatorinnen und Geflüchteten aus den drei Modellregionen wurden das große Engagement, der gegenseitige Lerneffekt und die Freude über das Miteinander auf Augenhöhe von allen Beteiligten deutlich.

Zusammenfassend stellte Carola Sandkühler, Referat Ernährung, Gesundheit, Wirtschaftlicher Verbraucherschutz im Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz fest, dass es ein sichtbarer Integrationseffekt ist, dass Geflüchtete in so großer Zahl an einer deutschsprachigen Tagung teilnehmen und offensichtlich den Beiträgen folgen können. Sie wies erfreut darauf hin, dass sich aus dem Projekt persönliche Kontakte ergeben haben, die weiterhin bestehen und drückte ihre Hoffnung aus, dass Geflüchtete im Bereich Hauswirtschaft aktiv werden und bleiben.

Mit dem Dank an die Organisatorinnen und die LAG HW Nds. schloss sie die Tagung und drückte ihre Hoffnung aus, dass die erarbeiteten Materialien in irgendeiner Form nach Projektende der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Prof. Dr. Elisabeth Leicht-Eckardt

 

Programmflyer aktualisiert
(pdf-Dokument, 205 KB)

PI-48-18 Hauswirtschaft sichert Existenzen
(pdf-Dokument, 218 KB)

PM LAG
(pdf-Dokument, 160 KB)

Kurzzusammenfassung Farwick
(pdf-Dokument, 120 KB)

Powerpoint Präsentation Onlineversion
(pdf-Dokument, 3,3 MB)

Geflüchtete ausbilden oder beschäftigen – aber wie?, Arne Hirschner
(pdf-Dokument, 1,1 MB)